Re: [ConstellationTalk] Bert and the actual situation (in German)

  • From: "Max Dauskardt" <max@xxxxxxxxxxxxxxxx>
  • To: ConstellationTalk@xxxxxxxxxxxxxxx
  • Date: Sat, 31 May 2008 13:13:56 +1000 (EST)

Dear Bertold,

first W.Nelles coming out in big way
stating that Bert Hellinger has been
talking "rubbish" for the last three years.

Now you following down that trail blazed.

You use even more words building up your case.
Case of what? Dismissing  Bert??
Courtroom tactics being employed in the process.

A telling example:
Gently you introduce the word Zorn = rage/anger
"...hier spüre ich stattdessen Zorn.."
"here I sense Zorn (within Bert, my insertion) instead"

a couple of paragraphs down Zorn has become an established fact:
"Für den Zorn der Worte von Barcelona.." for the Zorn of the Barc, words..

pretty poor style in my view.

Nevertheless, you've got a few points in your
discussing the Barcelona statement from earlier this year.
This does on superficial reading give credence to the overall essay
hoodwinking the reader
particularly the one who is looking for anti Hellinger arguments
into applause
camouflaging what in my eyes is a
presumptuous and patronising pamphlet.

Your assumption of Bert's inner split:
"Bert trägt eine innere Zerrissenheit in sich"
-Bert carries an inner splittedness within himself-
tells it all
what, I wonder, makes you come down on Bert like that
as if you are the divinely appointed assessor of your Senior.

However something good came from your post:
bringing the Bacelona statement to our awareness.

I am sure a translation of it will come about
enabling our forum to have an objective look at it.
There is a lot in it that is helpful
for the current discussion about finding ourselves.

Max

Harmony in Human Systems

Melbourne, Australia





Dear friends

I worked hard about my thoughts how it came to the actual split. You can
find the roots much earlier. For those of you who speak German I write you
my ideas

Bertold

Bertold Ulsamer
Kommentar zu Berts Stellungnahme in Barcelona (29. 2. – 2. 3. 2008)
(http://www.hellinger.com/deutsch/virtuelles_institut/bert_hellinger/dasneuefamilienstellen.shtml)

Persönliche Einleitung
Es gibt eine unnachahmliche Qualität in Bert. Er ist radikal - und dadurch
provoziert er. So provoziert er mich mit seinen Worten in Barcelona zur
Auseinandersetzung und zur Klärung des eigenen Standpunkts. Danke! Und ich
habe bei Bert immer eine weitere Qualität bewundert: Mutig zu den eigenen
Wahrnehmungen, Empfindungen und Urteilen zu stehen. Mit dem Risiko, dass
es auch einmal falsch sein kann. Das nehme ich hier als Ermunterung, meine
persönliche Sichtweise aufzuschreiben.

Die Einsichten und Entdeckungen von Bert zum Familienstellen
Die Entdeckung der Verbundenheit innerhalb der Familie in all ihren
Spielarten und die Weg zu guten Lösungen über die "Ordnungen der Liebe"
sind für mich der kostbare Beitrag von Bert zur Geschichte der
Psychologie. Hier entdeckte ich Neues, bislang nie Gehörtes. Er hat dazu
Wesentliche persönlich und eigenständig mit seinen Worten formuliert,
selbst wenn er selbstverständlich auch von vielen anderen vor ihm
beeinflusst war. Später tauchten die Themen Schuld, Krieg und die
kollektiven Verbrechen auf (Judenermordung in Deutschland, Bürgerkriege in
vielen anderen Nationen) - und auch hier hat Bert eine enorme
eigenständige geistige Leistung vollbracht.
Gerade in Aufstellungen mit dem kollektiven Hintergrund verschwand die
Unterscheidung von Gut und Böse. Sie transzendieren die traditionelle
Moral, deren Grundlage die Trennung von gut und böse ist. Aber auch in den
Aufstellungen, die näher bei der Familie waren, z. B. bei einem Missbrauch
innerhalb der Familie, geschieht etwas Ähnliches. Es gibt kein moralisches
Urteil über Täter, sondern nur ein einfaches Festellen von Tatsachen und
daraus erwachsenden Konsequenzen.
In Aufstellungen zeigt sich etwas vom Geheimnisvollen, das alle Menschen
verbindet. Nicht entscheidend ist, wie man dieses Geheimnis nennt. In den
Anfängen stand das für das Wort "Leben" - und ich mag dieses Wort immer
noch am meisten. Später kam dafür das Wort "Seele". Als das Wort Seele
durch den vielen Gebrauch ein Stück wie vom Geheimnisvollen entleert war,
ging Bert über zum Wort "Geist". All diese Worte sind wie Finger, die zu
dem gleichen Unbenennbaren zeigen. In der Tiefe sehe ich keinen
Unterschied.
All die Einsichten von Bert zu familiären und kollektiven Verstrickungen
bis etwa dem Jahr 2000 sind in sich abgeschlossen, fast rund. Es ist eine
gewaltige, enorme Lebensleistung, die bleiben wird.
Seit dieser Zeit ist meiner Einschätzung nach zum Kern des
Familienstellens nichts wirklich Entscheidendes mehr dazu gekommen, weder
von ihm noch von anderen. (Von anderen Aufstellungsformen spreche ich
nicht.)
Die Einsichten, denen Bert heute die große Bedeutung beimisst, sind nicht
in gleicher Weise „originell“. Es sind die Einsichten, zu denen vor ihm
viele Mystiker unterschiedlichster Herkunft gelangt sind. Dass alles eins
ist, dass der Geist in allen gleichermaßen wirkt, dass wir alle verbunden
sind, dass es kein Gut und Böse gibt, erkennen auch Buddhisten in
ähnlicher Weise an.
Den wesentlichen Unterschied bei diesen Einsichten macht es, ob derjenige,
der diese Worte spricht, sie auch verkörpert. Nicht die Vehemenz zählt,
mit der etwas ausgesprochen wird, nicht der Beifall, den jemand dabei
erhält, sondern die Stille und der Frieden, der sich um jemand herum
entfaltet. Ein solcher Friede begegnet mir in den Worten von Barcelona
nicht, hier spüre ich stattdessen Zorn und Vorwurf.

Die Wirkung von Familienaufstellungen
Schon vor vielen Jahren hat Bert in Familienaufstellungen erkannt, dass
bei vielen Schülern eines Gurus die Sehnsucht eigentlich nach der Liebe
des Vaters geht und dass sie sich deshalb in eine geistige Abhängigkeit
begeben. Und auch Gott vertritt bei sehr religiösen Menschen immer wieder
auch den Vater.
Ursprünglich, so scheint es mir nach meinen Beobachtungen (auch an mir
selbst), hat Bert für viele früher eine solche Vaterfigur vertreten. Seine
liebevolle Zuwendung war z. B. für mich jedes Mal ein besonderes Geschenk.
Wenn ich nach dem Lesen seiner Worte in Barcelona so aufgeregt war, dass
ich mehrere Nächte nachts immer wieder aufwachte, dann erkenne ich daran,
dass in mir immer noch eine Schicht dieser ursprünglichen Beziehung
vorhanden ist.
Mit dem alten Familienstellen leistete Bert etwas Paradoxes. Denn mit
dieser Arbeit löste er gleichzeitig die kindliche Bindung zu Bert
Hellinger als Leitfigur auf. Klassisches Familienstellen versöhnt mit den
Eltern. Je weiter diese Versöhnung reicht, desto weniger wird eine
Vaterfigur außen gesucht, die einem den Weg zeigt. Jemand kommt auf die
eigenen Beine und in Verbindung mit der eigenen Kraft. Eltern stehen dabei
auch als Symbole für das Leben insgesamt. Wer seine Eltern und Ahnen in
der Tiefe angenommen hat, kommt in Kontakt mit dem Leben an sich. Ein
innerer Raum von Weite und Stille kann sich so öffnen und entfalten.

Klassisches und neues Familienstellen
Für den Zorn der Worte von Barcelona sehe ich mehrere mögliche Gründe,
die, falls ich Recht habe, ineinander greifen.
Die heutige Spaltung begann mit den "Bewegungen der Seele" vor etwa 10
Jahren. Bert erlebte diese neue Arbeitsweise als Bruch mit dem Vorherigen,
als Aufbruch zu etwas völlig Neuem. Den Therapeuten, die schon lange Jahre
mit Bert zusammenarbeiteten, kam es mehr wie eine persönliche
Weiterentwicklung von ihm vor. Sie konnten gut die alten Formen und
Arbeitsweisen daneben stehen lassen. Diese Offenheit war ihm aber nicht
möglich.
Bert trägt eine innere Zerrissenheit in sich, die sich heute auch in der
Spaltung der Familiensteller manifestiert. Was ihm an den oben
beschriebenen Einsichten gelungen war, genügte ihm nicht. Etwas treibt ihn
immer weiter an, fast eine Art Zwang, Pionier zu sein und ein zweites Mal
etwas bahnbrechend Neues zu schaffen.
Wenn ich die Entwicklung von Berts Aufstellungsarbeit allgemein zu
beschreiben versuche, dann war die erste Phase sehr dem männlichen
Prinzip, dem Vater, nah. Ordnungen, Struktur und die vergessenen oder an
den Rand gedrängten Männer wurden in Aufstellungen eingebracht. Die
nächste Phase, die immer noch im Gang ist, ist ganz dem weiblichen Prinzip
verpflichtet, energetisch, nachgebend, weit. Und seit dieser Zeit betont
Bert die Mutter und das Weibliche.
Jedoch kommt es mir so vor, als ob auch der Boden ein Stück durch diese
Einseitigkeit verloren gegangen ist. Jetzt bräuchte es wieder den Vater.
Vom Weiblichen allein kommt die Weisheit nicht.
Bert fing vor 10 Jahren an, die bisherige Form seiner Arbeit abzuwerten,
bisweilen in einer fast verächtlichen Weise herabzusetzen. Er wertete
damit auch die Therapeuten ab, denen die "Bewegungen der Seele" als
Arbeitsweise weniger entsprach und deshalb in der alten Form weiter
arbeiteten. So mussten solche Therapeuten, die bislang loyal an seiner
Seite gestanden waren, aber seine persönliche Entwicklung nicht zu der
ihren machten, langsam von ihm abrücken.
Seine Worte von Barcelona spiegeln das wider. „Klassisches
Familien-Stellen heißt: stehen geblieben. Das heißt es. Das hat natürlich
weittragende Wirkungen für die, die klassisch arbeiten. Es spricht sich
nämlich herum, dass das Klassische eine Grenze ist. Es spricht sich auch
unter den Klienten herum. Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Es
wird mir sogar vorgeworfen, durch das Neue Familien-Stellen hätte ich das
klassische Familien-Stellen verraten. Das habe ich auch. Ich grenze das
klar ab.“
Gleichzeitig steht Bert zu seiner alten Arbeit. So verkauft er weiter auf
seiner deutschen Homepage die wichtigsten ersten Bücher "Zweierlei Glück"
und "Ordnungen der Liebe". Er zehrt in der ganzen Welt von seinem Ruf aus
dieser Arbeit, ja, er gibt seiner jetzigen Arbeitsweise sogar die
Bezeichnung "neues Familienstellen". Er ist stolz auf seine alte Arbeit
und reklamiert sie ganz und gar für sich.
„Sie haben sogar Angst, meinen Namen zu nennen in dem, was sie machen. Sie
nennen das dann Systemische Aufstellungen. Doch alles, was sie machen,
sind im Grunde Hellinger-Aufstellungen. Es gibt keine anderen
Aufstellungen. Alle entscheidende Impulse, alle entscheidenden Einsichten
dazu, kommen von mir. Keiner von ihnen hat etwas entscheidendes Neues
beigetragen. Keiner. Das meiste, was sie darüber geschrieben haben, sind
Variationen meiner Einsichten.“ „Also, das sind Absetzbewegungen, und sie
sind eine überhebliche Bewegung. Sie nehmen, was ich ihnen gebe, und
gleichzeitig setzen sie es herab. Das ist merkwürdig.“
Mit solchen Worten erzeugt er bei „klassischen“ Aufsteller einen
unlösbaren Widerspruch, den double-bind. Wer nämlich weiter äußert, "nach
Hellinger" aufzustellen, dem hält er vor, dass er an etwas festhält, das
er selbst „verraten“ hat (.s.o.). Wer sich dann konsequenterweise nicht
mehr auf Hellinger beruft, dem wirft er vor, dass er das, was er ihm
gegeben hat, überheblich herabsetzt.

Die Geschichte vom großen und vom kleinen Orpheus
Es ist eine alte Zerrissenheit, die Bert mit sich herum trägt. Am
deutlichsten zeigt das die Geschickte vom großen und vom kleinen Orpheus,
die Bert in den 90er Jahren in seinen Seminaren immer wieder einmal gern
erzählte. Er stellt darin zwei Orpheuse einander gegenüber: Auf der einen
Seite den großen Orpheus aus der griechischen Sage, der seiner geliebten
Frau ins Totenreich nachstieg, den Tod mit seinem wunderbaren Harfenspiel
erweichte, dann aber einsam und tragisch endete. Auf der anderen Seite
steht der kleine Orpheus, ein unbekannter, normaler Zeitgenosse, der nur
zum Vergnügen Harfe spielte, eine Frau fand, Kinder bekam, Freunde hatte,
starb und von dem niemand heute mehr weiß. Die Botschaft, die Bert dieser
Geschichte zum Schluss anfügte, war, dass das Normale, Kleine doch so viel
besser sei als die Tragik des Ausnahmemenschen.
Wem hat er wohl diese Geschichte erzählt? Sie zeigt die Spaltung und
gleichzeitig die Sehnsucht Berts nach dem kleinen Orpheus, das Bedürfnis,
ein normaler Mitmensch zu sein. Er war ein Stück auf dem Weg dahin. Ende
der 90er Jahre hatte er zu Kollegen, die lange von ihm gelernt und ihn
begleitet hatten, allmählich stärkere, auch freundschaftliche Bindungen
entwickelt. Er bekam Rückmeldungen über seine Arbeit und auch einmal zu
hören, wenn jemand sein Vorgehen mit einem Klienten nicht als günstig
erlebte. Es entstand ein Umfeld, in das er - bei aller Unabhängigkeit -
auch ein Stück eingebunden war.
Dieses Umfeld hat Bert inzwischen systematisch zerstört. Seine Worte aus
Barcelona sind ein vielleicht abschließender Akt in diese Richtung. Es
kommt mir so vor: Das, wonach ich Sehnsucht habe, halte ich nicht
dauerhaft aus. Wenn ich es bekomme, zerstöre ich es und leide darunter.
Und der Zorn überdeckt den Schmerz.
Der Drang zum großen Orpheus ist stärker. „Mir wurde die Einsicht
geschenkt in die Funktionen des Gewissens. Wieso wurden sie mir geschenkt?
Weil ich keine Angst hatte vor Gott und vor seinen Strafen.“
Die Spaltung Berts zeigt sich auch in solchen Sätzen - vor einem
bewundernden Publikum wohlgemerkt: „Ich habe innerlich ein ganz tiefes
Bedürfnis und fühle mich sehr gut dabei. Ich habe ein tiefes Bedürfnis,
vergessen zu werden. Dann bin ich frei, total frei.“ Das Publikum
klatscht.
"Hellinger Sciencia" ist ein Ausdruck dieses Bestrebens. „Diese Einsichten
zusammen sind eine eigene Wissenschaft, eine Wissenschaft über menschliche
Beziehungen. Ich nenne sie Hellinger Sciencia, denn die wesentlichen
Einsichten darüber wurden mir geschenkt. Indem ich ihnen meinen Namen
gebe, schütze ich diese Einsichten vor Veränderungen und vor
einschränkenden Deutungen.“
Missverständlich wird es nur, wenn Bert dabei von Wissenschaft spricht.
Denn Wissenschaft hängt nicht an persönlichen Einsichten, Namen und
Verdiensten. Wissenschaft steht in ständigem Dialog, ist respektlos,
hinterfragt, prüft und verwirft - also genau das Gegenteil der Hellinger
Sciencia.
Orpheus ist weit über Kritiker erhaben, der einzige mitmenschliche Zugang
sind Anhänger. „Von meiner Seite her, bin ich offen für alle. Jeder ist
jederzeit willkommen, der sich dem Neuen Familien-Stellen anschließen
will.“ Das Publikum klatscht
Das ist nur Pseudo-Offenheit!
Den "neuen Familienstellern" ruft er zu: „Dann lernen wir voneinander und
tauschen uns aus, und doch übt keiner über den Anderen Macht aus.“ Wenn es
ihm nicht mit den alten, sehr loyalen Begleitern möglich war - wie sollte
ihm das dann mit einer neuen, jüngeren Generation von Aufstellern
gelingen?

Noch einige konkrete Kommentare
„Es ist sogar so, dass diese neue Gesellschaft gegründet wurde aus Angst,
dass ich bald sterben werde und dass mein Erbe rechtzeitig verteilt werden
muss. Aber nicht von mir. Sie haben das Erbe genommen, bevor ich es
verteilt habe.“
Familienaufstellungen sind keine Erleuchtungserlebnis wie im Zenkloster,
wo ein Abt einen Nachfolger bestimmen mag, indem er ihm seine spirituelle
Energie durch Handauflegen überträgt.
Diese Erkenntnisse sind kein Erbe, das verteilt werden kann. Sie sind kein
Besitz. Berts Erkenntnisse haben sich, insbesondere auch durch seinen
Einsatz durch Bücher, Videos, Seminare und Reisen, durch die ganze Welt
verbreitet. Aber sie haben sich auch schon ein großes Stück weit von
seiner Person gelöst. Es gibt unzählige Familiensteller, die mit ihrer
eigenen Autorität und in ihrer eigenen Verantwortung den eigenen Weg
gefunden, diese Arbeit anzuwenden.
Ich habe das Bild einer Pflanze, die ihre Samen in alle Winde verteilt hat
und immer noch verteilt. Viele dieser Samen sind inzwischen aufgegangen,
haben selbst schon wieder neu Samen in die Welt gesetzt. Die Fülle, die
sich aus den ursprünglichen Familienaufstellungen entfaltet hat, lässt
sich weder kontrollieren noch dominieren. Auch die Vereine der
Systemaufsteller haben das nicht als Ziel. Hier finden sich Menschen
zusammen, um in ihrer eigenen Verantwortung (und mit ihrer Begrenztheit),
das Beste tun, um das wertvolle Instrument der ursprünglichen
Aufstellungen zu pflegen.
„Es gibt eine eigene Organisation jetzt, die das klassische
Familien-Stellen behüten und es international schützen will, gleichsam
gegen mich. Ist das nicht verrückt? Aber so ist es.“
Vielleicht ist das nicht immer ganz so verrückt. Ich beziehe mich auf die
im Text beschriebene Aufstellung, bei der Bert das neue Familien-Stellen,
das alte Familien-Stellen, und die Zukunft des Familien-Stellens
aufstellt. Zu meinem „klassischen“ Verständnis vom Aufstellen gehört ein
möglichst neutraler und vorurteilsloser Leiter, um, was immer sich zeigen
mag, entfalten zu lassen. Wenn ich schon weiß, was sich zeigt oder zeigen
soll, ist der notwendige Rahmen für die freie Entfaltung des wissenden
Feldes nicht mehr gegeben. So werden Aufstellungen zum Spektakel, zum
"Schau-Spiel".
Auch wenn ich nicht bei der Aufstellung anwesend war - die beschriebene
Aufstellung scheint mir meine Kriterien nicht zu erfüllen. Nach der
Darstellung der Aufstellung steht dann: Das Publikum klatscht Beifall.
Auch das stützt meine Vermutung. Aufstellungen, die nur etwas
demonstrieren sollen, sind in meinen Augen ein Missbrauch von
Aufstellungen. Bitte also nicht mehr solcher Aufstellungen. Hier bin ich
wirklich für ihren Schutz!

Zum Schluss
Angefangen haben früher Aufsteller, indem sie zuerst "nach Hellinger"
stellten, d. h. sie nutzten seine Einsichten, um ihren Aufstellungen zu
leiten. Gleichzeitig ließen sie sich durch das wissende Feld führen. Durch
die Arbeit wurden die fremden Einsichten zur eigenen Erfahrung. Die eigene
Autorität entstand. Gleichzeitig ist das "wissende Feld" dynamisch, es
entwickelt sich weiter, führt mehr in die Tiefe. "Klassisches" Aufstellen
bedeutet für mich, mich in diesen Prozess hinein zu begeben und darin
weiter persönlich zu wachsen.
Vielleicht hat ja Bert, gegründet auf der Hellinger Sciencia, inzwischen
eine Art Schule für werdende Mystiker begonnen, die sich nur tarnt mit dem
Begriff des "neuen Familienstellens"? So vieles, was ich in der letzten
Zeit lese oder höre, deutet in diese Richtung. So wurde mir berichtet,
dass er sich jetzt als „Prophet“ bezeichnen lasse.
Aber solche Entwicklungen und seine Worte in Barcelona machen es mir
schwer, eine gute Haltung zu seiner neuen Arbeit zu finden. Ich bedauere
das. Ich habe früher Berts Weisheit immer geschätzt. Und letzte Woche habe
ich mich sehr gefreut, als ein erfahrener Kollege mir mailte, wie
bereichert er nach einem aktuellen Seminar mit ihm nachhause gekommen ist.
Deshalb wünsche ich ihm, noch mehr in Frieden zu kommen mit sich und
seiner früheren Arbeit und mit uns, die "klassisch" Familien stellen.

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